Dienstag, 20. September 2011

Spaß und Action am Malpe Beach


Andreas war Profibaggerer und Anselm war für die Oberflächen verantwortlich.
Freiwilligen Work-Out

Letztes Wochenende trafen wir Freiwilligen uns in Manipal um Mos und Nikos Geburtstag zu feiern. Nach einem wilden Freitag zog es uns am Samstag an den Strand. Der Strand war schön, das Wasser erfrischend. Wir hatten einen super Nachmittag. Irgendwann kamen wir auf die Idee jemanden einzubuddeln. Daraus wurde dann, dass wir lieber ein Auto aus Sand bauen wollten. Aus dem Auto wurde aber nach kurzer Zeit ein Sarkophag. Wir hätten Geld dafür nehmen sollen, so viele Inder machten ein Foto von ihm.

Ich habe mich verliebt!


Ich hätte niemals gedacht, dass es soweit kommen würde und ich wurde oft davor gewarnt. Doch ich glaub ich habe mich verliebt. Es geschah letzten Montag, als ich gegen Abend noch einen kleinen Snack in der Stadt nehmen wollte. An einem kleinen Straßenbude trafen sich unsere Blicke.
Ich glaube ich liebe Gobi Manchurian.
Typische Snackbar an der Straße
GOBI MANCHURIAN!!!!!!

Das ist frittierter und gebratener Blumenkohl, in scharfer roter Soße mit Zwiebeln. Ich habe noch nie in meinem Leben etwas vegetarisches gegessen, was so lecker schmeckt! Es ist zwar eher ein Snack für zwischendurch und keine ganze Mahlzeit aber es ist perfekt. Würde es in Indien den „Tatort“ geben, würden die Kommissare am Ende der Sendung 'ne Portion Gobi Manchurian zusammen essen.

Unser großer Auftritt


Wir haben zwei Wochen fast jeden Tag geprobt, um während der JCI-Woche ein Programm aufführen zu können. Der JCI ist ein Jugendklub, der jedes Jahr eine Woche voller Vorführungen veranstaltet. FSL trägt auch seinen Teil dazu bei, in dem die Volunteere ihr bestes auf der Bühne geben. 
Boys...
...and Girls
Shiva Antha Hogutidde Roadinali
Indien, Österreich, Deutschland, Schweden(v.l.n.r.)

Wir haben einen südindischen Tanz gezeigt, ein Kannada- Lied gesungen und ein Schauspiel aufgeführt: „Das Leben des Volunteers in Indien“. Die Mädchen mit besonders holden Stimmen haben noch zwei weiter Songs mehrstimmig gesungen. Dazu kamen zwei südkoreanische Mädchen, die einen traditionellen Fischertanz aufgeführt haben und drei japanische Mädchen, die einen japanischen Popsong mit Gitarre und Gesang performt haben.
Die Inder fanden das Kannadalied und den Tanz am besten, für den wir uns auch extra in hautenge Tanzgewänder gezwungen haben. Unser Highlight war sicherlich das Schauspiel. Wir haben verschiedene Szenen aus dem Freiwilligenleben in Indien gezeigt. Dabei sind wir besonders auf unser Verhalten in Indien eingegangen. Sehr geil war Daniel: Anstatt wie abgemacht hinter einem Vorhang seinen Toilettengang zu halten, setzte er sich prompt vor die Toilette. Ein sehr lustiges Missverständnis. Hinter der Bühne haben alle gelacht und vor der Bühne waren alle verwirrt. :-D
Achtung, ich hab Tollwut!

In einer anderen Szene war ich ein Affe. Ich musste mich in ein Kinderkostüm reinquälen und bekam den Reißverschluss nicht zu. Zu guter Letzt riss auch noch mein Kostüm im Schritt, als ich von der Bühne rannte. Ich war froh, dass ich Unterwäsche trug.
Geschafft!

Fünf bis zehn indische Minuten


Die Modellshow sollte eigentlich um 19 Uhr starten und wir warteten darauf, dass es losging. Doch es dauerte und dauerte. Irgendwann hieß es dann „noch zehn Minuten“. Wir warteten und warteten. Dann hieß es „noch fünf Minuten“. Wir starteten wohl so gegen halb neun und laut dem Dreisatz entsprechen fünf indische Minuten einer halben Stunde. Was Organisation und Pünktlichkeit angeht, bin ich besseres aus Deutschland gewohnt. Naja, halb so wild. Hier lerne ich geduldig zu sein.

Indias Next Topmodel


Wir probten gerade für unsere JCI-Aufführung als der Doktor kam. Er wollte alle von uns. Wir sollten am Montag bei seiner Fashionshow im Rahmen des JCI-Programms(einwöchiges Programm in Kundapur, das von einem Jugendclub organisiert wird) auflaufen. Irgendwie konnten wir schlecht nein sagen, also stimmte er zu. In der ersten Runde sollten wir traditionelle indische Kleidung tragen und in der zweiten Runde normale Alltagskleidung. 

Montag. Ein, zwei mal Proben und dann ging es auf den Catwalk. Vor ca. 300 Menschen einmal über den Laufsteg stratzen, bisschen posen, noch nen lässigen Blick über die Schulter und wieder zurück. Neben uns nahmen indische Männer und Frauen teil und am Ende der Show erfuhren wir, dass das ganze ein Wettbewerb war und die besten einen Preis bekamen. Wir Jungs konnten bei der Jury nicht punkten. Aber Katja machte den zweiten Platz, bekam ein Oberteil und 400 Rupees geschenkt. Zu unserer Überraschung gab es noch eine dritte Runde, in der wir irgendetwas an uns ändern sollten. Da mussten wir ein bisschen improvisieren.
traditionelles indisches Prachtoutfit
Meine Wenigkeit beim Fragenbeatnworten in der dritten Runde
Mein Kameramann

Im Alltag tragen die Frauen hier traditionelle Gewänder zum Beispiel Sarees. Ihre Kleidung bedeckt Schultern, Bauch und Beine. Die Männer laufen dagegen recht westlich herum. Die meisten tragen Hemden und lange Stoffhosen, dazu Sandalen oder Slipper. An Festtagen packen auch sie die traditionelle Kleidung aus. Besonders ältere Männer tragen gerne einen Lungi. Das ist ein Tuch, was man sich um den Bauch wickelt und bis zu den Knöcheln reicht. Darunter trägt man normalerweise keine Unterwäsche. Wenn man zuhause ist kann man den Lungi auch zur Hälfte hochklappen und ein bisschen mehr Bein zeigen. Viele Männer fühlen sich allerdings in ganz Kundapur zuhause. Auch ich hab mir einen Lungi gegönnt, den trag ich aber nur in der Gastfamilie mit Boxershorts. Ist extrem gemütlich und praktisch!
Zuhause im Lungi

Achtung Verkupplungsgefahr!


Vor der Verlobung haben mir Daniel und die anderen Freiwilligen noch im Scherze geraten, dass ich aufpassen solle, dass ich nicht verkuppelt werde. Mit einem Lachen hab ich es von mir abgeschüttelt und gesagt, dass ich schon aufpassen werde.
Auf der Verlobung, nach dem Essen, hat mich dann auf einmal Kishor zu sich rübergewunken. Unwissend wollte ich dem glücklichsten Mann an diesem Tag nicht zuwider fallen. Als ich mich setzte, blickten mich fünf Frauengesichter erwartungsvoll an. „Hey Morten ich möchte dich den Freundinnen von meiner zukünftigen Frau vorstellen und der einen hier – er deutete auf die ganz links – ganz besonders.“ Okay, das war nun wirklich eindeutig. Ich unterhielt mich mit ihnen, wendete mich schnell jedoch unter einem bestimmten Vorwand von ihnen ab. Denn obwohl die ganz linke sogar ganz hübsch war, wollte ich die Verlobung als unbekümmerter Mann und als Single verlassen. Weder will ich mich in Indien verheiraten, noch will ich Stress mit Venketaramanas Familie, wegen einer sitzengelassenen Frau. Aber einfach wäre es!

Indische Verlobung


Venketaramana und ich

Mein Freund Venketaramana hatte mich ja wie gesagt zu der Verlobung seines Sohnes Kishor eingeladen. Per Nachtbus fuhr ich ins über 300 km entfernte Gulbarga. Auf der Fahrt konnte ich weder gut schlafen, noch lesen, von daher war sie eher mau. In den frühen Morgenstunden erwachte ich in einer Stadt, in der Schweine auf den Straßen herumliefen und es viele antike Ruinen gab. Es war Bijarpur. Um neun Uhr kam ich an. Als ich ausstieg lief mir der Schweiß schon vom Nacken. Es war noch wärmer hier, als in Kundapur! Der Bruder von Swati, der zukünftigen Braut holte mich per Motorrad ab und brachte mich zu einem Gebäudekomplex, in dem die Verlobungszeremonie stattfand. 
der sichtlich glückliche spätere Bräutigam Kishor

Herzlich wurde ich von Venketaramana begrüßt. Ich wurde ungefähr 30 Männern und einigen Frauen vorgestellt und ich lernte endlich Kishor kennen. Er schien noch viel glücklicher als sein Vater zu sein, dass ich auf seiner Verlobung war, obwohl wir uns zuvor noch nie gesehen haben. Auch er stellte mich wiederum ca. 20 Männern vor, von denen ich manchen ein zweites Mal die Hand schüttelte. Ich landete schließlich im Raum seiner Freunde. Sie hörten gerade Musik, tratschten und aßen Betelnüsse(sowas wie Kautabak).
die Verwandschaft macht ihre Scherze

Mit Shravan, ein 18 jähriger Cousin von Kishor aus Bangalore, verstand ich mich von Anfang an gut. Wir unterhielten uns viel und ich konnte einiges über das indische Eheleben in Erfahrung bringen. So gibt es zum Beispiel Liebeshochzeiten, wie sie in Deutschland normal sind und arrangierte Hochzeiten. Bei denen suchen die Eltern einen Ehepartner für das Kind aus. Shravan findet das nicht schlimm, denn er weiß, dass seine Eltern nur das beste für ihn wollen und jemand gutes für ihn auswählen. Mann und Frau leben vor der Hochzeit getrennt und haben keine Liebesbeziehung zueinander, man denke gar an Sex. Erst mit der Hochzeit zieht die Frau zu dem Mann und es kann losgehen. 
Swatis Mutter, Priester, Kishor, Swatis Vater, Venketaramana, Venketaramanas Frau (v.l.n.r.)
Die Prozedur auf der Bühne, die Verwandschaft guckt zu
Das zukünftige Brautpaar...
...und hier noch mal mit Familie. Swatis Bruder, Venketaramana, Swatis Vater, Kishor, Swati, Swatis Mutter, Kishors Mutter, Kishors Bruder Karthik (v.l.n.r.)
Kishor hat den Ring im Blumenteller gefunden!
Die Hände der Braut werden zu Vrlobung und Hochzeit aufwendig mit Henna verziert.
Fotosession!

Die Verlobungszeremonie begann auch und in einer ca. einstündigen Prozedur unterschrieben die Eltern, die Paten und letztendlich Swati und Kishor den Ehevertrag und steckten sich symbolisch die Ringe an. Danach war Fotosession und jeder durfte mal neben dem Paar stehen und für die Kamera lächeln.
Mittagessen!

Es war schon Mittag und es gab Essen, traditionell südindisch. Auf einem Palmenblatt wurden sämtliche Spezialitäten serviert. Ich musste mit einer scharfen frittierten Peperoni und tüchtigen Kellenern kämpfen, die mir am liebsten unendlich viel auf den Teller geschaufelt hätten. Mit Schweißperlen auf der Stirn und einem kugelrunden Bauch hatte ich es geschafft. Beim Sackenlassen unterhielt ich mich mit noch mehr Männern und machte die Bekanntschaft mit zwei Cousinen von Kishor. Sie waren sehr hübsch und es war das erste Mal in Indien, dass ich mich richtig mit fremden Frauen unterhalten habe. Ich versicherte Shravan Bangalore zu besuchen und wir tauschten Facebookdaten aus. 
Zwei Cousinen von Kishor, ich, ein kleiner Cousin, Prakash und Shravan(v.l.n.r.)

Da ich mir am nächsten Tag kein frei genommen hatte und zurück musste, musste ich die Feier schon frühzeitig um fünfzehn Uhr verlassen. Zum Abschied tanzte ich in der Menge und machte hier und da noch ein Foto mit jemandem. Dann wurde ich zur Busstation gefahren und es ging zurück nach Kundapur.

Die Kotztüte


Die beiden erinnerten mich an ein Geschenk, dass sie mir ganz zu Beginn des Indienjahres machten:
Eine Kotztüte, beschriftet mit Worten, die mich aufheitern sollten. Da stand zum Beispiel so Schwachsinn drauf wie: ...du bist zeitlos schön...zum Kotzen...blablabla... Denn da ich ja so schlau war und meinen Brief für schwarze Tage(Kummerpaket, was jeder auf dem Vorbereitungsseminar von AFS bekommen hat) in Deutschland vergessen habe, sollte es diese Kotztüte ausgleichen. Ich hatte sie mit all ihrem Blödsinn schon in mein Herz geschlossen, doch sie kam früher als erwartet zum Einsatz. Die holprigen Fahrten bekamen manchen Freiwilligen schlechter als mir und so war ihre Bestimmung eine andere, als meinen Seelenkummer zu trösten. ;-)
Leider hab ich kein Foto mehr von ihr. :-(

Obstsalat(nicht das AFS-Spiel)



Am Samstag waren Lilli und Anja in Kundapur und wir haben einen netten Nachmittag zusammen verbracht. Lilli war in Kundapur, weil gerade neue Freiwillige angekommen sind, darunter eine alte Schulfreundin von ihr. Und Anja schloss sich an. Wir haben jede Menge Früchte eingekauft und einen Obstsalat gemacht. Dazu gab es Knabberzeugs von der Bäckerei. Mjam mjam mjam. Leckeres Obst kann man hier überall am Straßenrand kaufen. Ein Großteil davon wird direkt in der Gegend angepflanzt und geerntet. Manches kommt auch aus nördlicheren Gegenden Indiens. Das meiste ist jedoch knackig und frisch. 
Nur ein Laden von vielen...

Leben auf einer einsamen Insel


Rund um Kundapur gibt es viele Flüsse, Mangrovenbäume und Inseln. Die meisten Inseln sind durch Brücken mit dem Festland verbunden. Allerdings gab es vor ca. 200 Jahren eine Gruppe von Menschen, die beschloss einen neuen Anfang fern ab vom Festland zu wagen. Auf einem ca. 50 Hektar großen Eiland ließen sich ca. 250 Christen und Hindus nieder und nannten es Kannada Kudru. Sie machten den Boden urbar, legten Felder an und brachten ihr Vieh mit. Sie bauten Häuser, Brunnen, einen Tempel für die Hindus und eine Kirche für die Christen. Sie fassten Fuß, zeugten Nachfahren und zogen sie auf der Insel groß. Sie errichteten einen Kindergarten und eine eigene Schule. Alles, was sie benötigten, konnten sie auf der Insel herstellen. Seltenere Güter konnten mit Booten vom Festland geholt werden. Die Menschen waren abhängig von Wetter und Tide, lebten ein glückliches Leben und fühlten sich frei und unabhängig.

Die Zeiten zogen an der Insel vorbei. Neue Maschinen überholten die Feldarbeit auf dem Festland und trieben den Ackerbau voran. Neue Arbeitsplätze erschlossen sich in den großen Städten und die Krankenhäuser feierten viele medizinische Fortschritte. Die Insel unterlag dieser rasenden Geschwindigkeit. Die Feldarbeit war hier noch genauso hart, die Bauern vom Festland waren effizienter. Die jungen Menschen suchten Arbeit und sie zog es in die Städte rings um rum oder gar in die Metropolen wie Mumbai oder Bangalore. Manche gründeten ihre Familien anderswo und zogen davon. Es gab mehr und mehr alte Menschen und schließlich wurde die eigene Schule geschlossen und die Kinder gingen von nun an auswärts zur Schule. Mit dem Wissen, dass sie dort erlangen sind sie gewappnet für Berufe, die es auf der Insel womöglich niemals geben wird. Sie werden ebenfalls das Weite suchen. Mit jedem Jahrzehnt schrumpfte die Inselbevölkerung und es sah alsbald so aus, als ginge sie unter. 
Die "Marshall Villa", in der Narvin und Francis wohnen

Doch einige Menschen kamen zurück. Nach Jahrzehnten harter Arbeit suchten sie ein ruhiges Lebensende. Francis Rebello ist so einer. Er arbeitete über 30 Jahre als Mechaniker in Saudi Arabien und kehrte nach seiner Rente auf Kannada Kudru zurück. „Hier fühle ich mich wohl und geborgen. Ich habe mein Haus und meinen Hof und ein sehr schönes leben hier“, sagt er: „Hier bin ich aufgewachsen und nachdem ich mein halbes Leben gearbeitet und unter fremden Menschen verbracht hatte, bin ich in meine Heimat zurückgekehrt“.
Die Familie Rebello ist seit eh und je sehr christlich.

Bis vor kurzer Zeit lebte er hier zusammen mit seiner Frau und teilweise mit seinem zweiten Sohn Narvin. Narvin arbeitete immer einigen Monate in Mumbai und verdiente schnell gutes Geld als Trainer für Callcentermitarbeiter. Wenn er erst mal genug hatte kehrte er heim nach Kannada Kudru. Sein Bruder hatte in Mumbai Fuß gefasst und eine Kleinfamilie aufgebaut.
In der Monsunzeit kommt man nur mit einer kleinen Fähre auf die Insel.

Dann erschütterte ein Unglück die Familie Rebello. Francis Rebello und seine Frau verloren ihren ersten Sohn bei einem Unfall. Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Narvin hatte keinen Bruder mehr. Er kehrte zurück nach Kannada Kudru, um seinem Vater beizustehen und ihm bei der Feldarbeit zu helfen. Seine Mutter ging nach Mumbai um der Frau seines Bruders zu helfen und für die Kinder zu sorgen. Seitdem lebt Narvin wieder auf Kannada Kudru. Er hat Mumbai satt und genug vom Großstadtleben: „In Mumbai war ich oft traurig. Ich habe dort in einer Woche mehr verdient, als meine Eltern in einem Monat. Ich hab das Geld auch wieder ausgegeben, doch ich wurde nicht glücklich damit. Als mein Bruder starb habe ich den Entschluss gefasst auf Kannada Kudru zu bleiben und den Hof von meinem Vater zu übernehmen.“
Tellerwäsche mit Regenwasser
Narvins Zimmer. Spartanisch mit Bett, Fernseher Laptop und Gitarre.

Narvin ist 37 Jahre alt, hat aber – genau wie sein Vater – die kindliche Lebensfreude noch nicht verloren. Wir treffen ihn gegen Abend auf seinem Hof an und wollen die Nacht in der „Marshall Villa“ verbringen. Was er am meisten an Kannada Kudru schätzt? „Klar, das Leben hier ist einsam und wird schnell langweilig, wenn man jung ist. Aber die Ruhe, die du hier hast, egal, ob du dich unter eine Palme setzt oder im Boot unterwegs bist, findest du nirgendwo sonst,“ schwärmt er. „In Mumbai hab ich gut verdient, aber ich war unglücklich. Hier füttere ich meine Kühe und Hühner, gucke nach dem Reis und ernte meine Kokosnüsse. Ich mache meine Arbeit und am Ende des Tages kann ich zufrieden angucken, was ich geschafft habe.“ Es ist dunkel geworden. Wir sitzen unter seiner Veranda und Narvin erzählt uns, was man alles auf Kannada Kudru anbauen kann: Bananen, Mangis, Kokosnüsse, Musumbi (eine Art gelb-grüne indische Orange), Reis, usw. Er schmeißt den Hennen mit ihren Küken Reis hin. 
Maria hat ein Küken

Narvin beim Kochen und die andern drei gucken hungrig
traditionelle Feuerstelle in einer Küche, auf der gekocht wird.

Wir sind hungrig geworden und fangen an zu kochen. Eigentlich kocht nur Narvin. Die neugierige Maria versucht sich im Fisch zubereiten und der Rest guckt den beiden über die Schultern. Die mauzenden Katzen werden mit den Fischresten ruhiggestellt und auch Julius Caesar, der Hund im Haus bekommt zu fressen. Er sieht ein bisschen aus wie ein Husky und wird von den Nachbarn „Wolfdog“ genannt. Caesar ist ein sehr schöner Hund und im Gegensatz zu den meisten Inselbewohnern kann er schwimmen. 
Ein wirklich prächtiger Hund!

Nach dem Essen packt Narvin die Gitarre aus. Bei einigen Bier und Zigarettenrauch lauschen wir seinen begnadeten Händen und seiner krächzenden Stimme. Wir wünschen uns Songs und wer will summt oder singt zu Bob Marley, Eric Clapton oder Bob Dylan mit. Das Gitarre spielen ist Narvins Leidenschaft. Darin geht er völlig auf und kann seine Gefühle verarbeiten. Und wenn man Narvin „Tears in Heaven“ spielen hört, ist das was anderes, als wenn DSDS Kandidaten die Geschichte über die verstorbene Urgroßmutter erzählen. Er hat selbst über 50 christliche Lieder geschrieben und tritt manchmal in Hotels in Goa auf. Erst kurz nach Mitternacht wollen wir schlafen gehen.
Zweiter Jack Johnson

Am nächsten Morgen gibt es Chai (Schwarztee mit Milch und Zucker) und Frühstück. Danach fahren wir mit seinem Boot raus auf den Fluss und machen Taucherrollen vom Bootsrand. Das Wasser ist angenehm und mitten im Fluss gibt es Sandbänke auf denen wir stehen können. Es ist niedrige Tide, doch die Flut kommt gerade wieder und wir kehren zurück zu Narvins Privatanleger, an Fischerbooten, Muschelreusen und Mangrovenwäldern vorbei. Zur Stärkung danach gibt es frische Kokosnüsse und Kokosmilch. 
Alles alle!
Nach dem Schwimmen erstmal Relaxen!

Narvin hat rund 2000 auf seinem Hof gelagert, die er später auf dem Festland verkauft. Kokosnüsse, Reis, Milch und Eier sind seine Haupteinnahmen. Wir müssen zurück nach Kundapur. Ich streichle Caesar noch mal, dann verabschieden wir uns. Per Fähre geht es zurück zum Festland. Der Bootsführer, der das Boot mit einem Stab anstößt, kutschiert uns trocken über den Fluss. Angespannt sind wir trotzdem, denn es schaukelt ganz schön und wir haben Kameras, Handys uns Ausrüstung bei uns. Auf der anderen Seite angekommen, sehen wir den Postboten. Auch er muss natürlich extra eine Fähre nehmen. Die Insel ist zwar abgelegen, aber nicht abgeschottet von der Außenwelt.

Montag, 12. September 2011

Böse Füße!

In Indien sind die Füße unheilig. Man berührt besser keine Gegenstände und Menschen mit ihnen. Die Füße gelten als dreckig, weil sie schnell mit Schmutz in Berührung kommen. Und auf Indiens Straßen liegt viel Schmutz, Müll und Unrat herum.
Einmal ist jemand versehentlich auf meine Rucksackschleife getreten und hat sich mit einer Geste sofort bei meinem Rucksack entschuldigt! Im Bus musste ich mit auch schon 100 Mal bei Leuten entschuldigen. Besonders, wenn der Bus morgens ankommt, schon drei Leute an jeder Tür draußen hängen und man sich irgendwie ins Innere quetscht.
Schuhe werden ebenso schlecht betrachtet, gelten als schmutzig und werden vor Häusern und Tempeln ausgezogen.
Viele Schuhe zu Festivalzeit

Der deutsche Basar in Udupi

Was daran deutsch sein soll, bleibt mir ein Rätsel.

Junge, hat meine Zunge gebrannt!

Aber ich muss mich irgendwie an scharfes Essen gewöhnen!

Tretmine vor der Haustür


Baywatch Kundapur


Kundapur liegt direkt am Meer. Von meiner Haustür sind es 20 Minuten bis zum Strand. Und entlang der Küste gibt es noch weitere schöne Strände. Das ist die schöne Seite Kundapurs. Trotzdem sollte man nicht schwimmen gehen, denn das Meer ist während der Monsunzeit sehr stark. Gegen etwas in den Wellen planschen, war jedoch nichts einzuwenden. 
Wenn die Sonne nur noch scheint, werden wir richtige Beachboys sein und verlorene Kokusnüsse aus den Wellen retten.

Mittwoch, 7. September 2011

Unser natürliches Entertainment Programm

Spoorthi übt laufen
Jeden Abend werden wir prächtig unterhalten und als Spielzeug in Gewahrsam genommen. Jeden Abend muss ich mein teuerstes Hab und Gut vor Spoorthi verstecken, aber es macht ja Spaß. Und Daniel und ich haben was zum Lachen.

Meine Kollegen

Spaß unterm Regenschirm: Niko und Daniel