Dienstag, 20. September 2011

Indische Verlobung


Venketaramana und ich

Mein Freund Venketaramana hatte mich ja wie gesagt zu der Verlobung seines Sohnes Kishor eingeladen. Per Nachtbus fuhr ich ins über 300 km entfernte Gulbarga. Auf der Fahrt konnte ich weder gut schlafen, noch lesen, von daher war sie eher mau. In den frühen Morgenstunden erwachte ich in einer Stadt, in der Schweine auf den Straßen herumliefen und es viele antike Ruinen gab. Es war Bijarpur. Um neun Uhr kam ich an. Als ich ausstieg lief mir der Schweiß schon vom Nacken. Es war noch wärmer hier, als in Kundapur! Der Bruder von Swati, der zukünftigen Braut holte mich per Motorrad ab und brachte mich zu einem Gebäudekomplex, in dem die Verlobungszeremonie stattfand. 
der sichtlich glückliche spätere Bräutigam Kishor

Herzlich wurde ich von Venketaramana begrüßt. Ich wurde ungefähr 30 Männern und einigen Frauen vorgestellt und ich lernte endlich Kishor kennen. Er schien noch viel glücklicher als sein Vater zu sein, dass ich auf seiner Verlobung war, obwohl wir uns zuvor noch nie gesehen haben. Auch er stellte mich wiederum ca. 20 Männern vor, von denen ich manchen ein zweites Mal die Hand schüttelte. Ich landete schließlich im Raum seiner Freunde. Sie hörten gerade Musik, tratschten und aßen Betelnüsse(sowas wie Kautabak).
die Verwandschaft macht ihre Scherze

Mit Shravan, ein 18 jähriger Cousin von Kishor aus Bangalore, verstand ich mich von Anfang an gut. Wir unterhielten uns viel und ich konnte einiges über das indische Eheleben in Erfahrung bringen. So gibt es zum Beispiel Liebeshochzeiten, wie sie in Deutschland normal sind und arrangierte Hochzeiten. Bei denen suchen die Eltern einen Ehepartner für das Kind aus. Shravan findet das nicht schlimm, denn er weiß, dass seine Eltern nur das beste für ihn wollen und jemand gutes für ihn auswählen. Mann und Frau leben vor der Hochzeit getrennt und haben keine Liebesbeziehung zueinander, man denke gar an Sex. Erst mit der Hochzeit zieht die Frau zu dem Mann und es kann losgehen. 
Swatis Mutter, Priester, Kishor, Swatis Vater, Venketaramana, Venketaramanas Frau (v.l.n.r.)
Die Prozedur auf der Bühne, die Verwandschaft guckt zu
Das zukünftige Brautpaar...
...und hier noch mal mit Familie. Swatis Bruder, Venketaramana, Swatis Vater, Kishor, Swati, Swatis Mutter, Kishors Mutter, Kishors Bruder Karthik (v.l.n.r.)
Kishor hat den Ring im Blumenteller gefunden!
Die Hände der Braut werden zu Vrlobung und Hochzeit aufwendig mit Henna verziert.
Fotosession!

Die Verlobungszeremonie begann auch und in einer ca. einstündigen Prozedur unterschrieben die Eltern, die Paten und letztendlich Swati und Kishor den Ehevertrag und steckten sich symbolisch die Ringe an. Danach war Fotosession und jeder durfte mal neben dem Paar stehen und für die Kamera lächeln.
Mittagessen!

Es war schon Mittag und es gab Essen, traditionell südindisch. Auf einem Palmenblatt wurden sämtliche Spezialitäten serviert. Ich musste mit einer scharfen frittierten Peperoni und tüchtigen Kellenern kämpfen, die mir am liebsten unendlich viel auf den Teller geschaufelt hätten. Mit Schweißperlen auf der Stirn und einem kugelrunden Bauch hatte ich es geschafft. Beim Sackenlassen unterhielt ich mich mit noch mehr Männern und machte die Bekanntschaft mit zwei Cousinen von Kishor. Sie waren sehr hübsch und es war das erste Mal in Indien, dass ich mich richtig mit fremden Frauen unterhalten habe. Ich versicherte Shravan Bangalore zu besuchen und wir tauschten Facebookdaten aus. 
Zwei Cousinen von Kishor, ich, ein kleiner Cousin, Prakash und Shravan(v.l.n.r.)

Da ich mir am nächsten Tag kein frei genommen hatte und zurück musste, musste ich die Feier schon frühzeitig um fünfzehn Uhr verlassen. Zum Abschied tanzte ich in der Menge und machte hier und da noch ein Foto mit jemandem. Dann wurde ich zur Busstation gefahren und es ging zurück nach Kundapur.

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