Mittwoch, 7. September 2011

Meine Freunde in Kamalashile


Tempeleingang in Kamalashile

Als ich von meinem Projekt aus den Tempel in Kamalashile besucht habe habe ich Venketaramana getroffen. Er hat eine Palm-Plantage und mehrere Arbeiter, die für ihn arbeiten. Er lud mich auf einen Tee in sein Haus ein und wir haben uns über mich, ihn, seine Familie und Kamalashile unterhalten. Es war ein sehr nettes Gespräch. Er zeigte mir noch seine Plantage und erklärte mir die Arbeit, die seine Arbeiter gerade machten. Außerdem stellte er mich seinen beiden Hunden Rambo und Shampoo, und seinem dreibeinigen Affen vor. Der Affe hatte vor Jahren mal einen Unfall mit einer Stromleitung. Seitdem lebt er bei Venketaramana. Bevor ich gehen konnte musste ich ihm noch versprechen ihn wieder zu besuchen. Dann sollte ich aber meine Freunde mitbringen und er würde seinem Bruder Bescheid sagen.
Ein arbeiter von Venketaramanas Plantage
Venketaramana und sein Affe
dreibeiniger Affe

Ein paar Wochen später kam es tatsächlich dazu: Ich überredete Katja, Lisa, Caro und Niko mit mit zu kommen und wir machten uns an einem Sonntagvormittag per Bus auf nach Kamalashile.
Der Bus rumpelte die kurvigen Straßen die Berge hinauf. An einem größeren Schlagloch wollte der Busfahrer einen Lastwagen überholen, da knallte es plötzlich. Der Bus stoppte und alle machten lange Hälse, um zu ergaffen, was passiert ist. Der Bus ist auf den Lastwagen leicht aufgefahren, kein Grund für weitere Sorgen. Zwar ist ein bisschen der Außenverkleidung vom Bus abgefallen, aber die Fahrt ging zügig weiter. Ohne Polizei und ohne Versicherung und ohne weitere Vorkehrungen.
In Kamalashile wurden wir von Venketaramana, Prakash, ihren Frauen und den zwei Söhnen von Prakash empfangen. Meine Freunde stellten sich vor. Es entstand ein reges Gespräch, das bis zum Mittagessen andauerte. Wir sprachen über unsere Freiwilligenprojekte und Prakash erzählte uns, dass in Kamalashile in der Schule auch ein Freiwilliger gebraucht würde, um den Kindern besser Englisch beizubringen. Sie wollten am liebsten, dass wir zu ihnen zögen, unser Pojekt wechselten und ab bald in Kamalashile als Lehrer arbeiten. Das ging natürlich nicht. Höflich bekundeten wir Interesse und lehnten das Angebot ab.
Das Essen war traditionell südindisch. Wir aßen mit den Händen von Palmenblättern und saßen auf dem Boden. Es gab Reis, zwei Arten von Curry(Soßen), zwei kleine Tupfer Soßen, eine rote, eine weiße, beide scharf und eine panierte Chilischote gefüllt mit Kräutern und Zwiebeln. Danach gab es noch eine weiße Buttermilch Soße zum Reis und Paiza, eine Art Reispudding zum Nachtisch, den man trinkt.
Omnomnomnomnom...
...nomnomnomnom

Mit vollen Bäuchen setzten wir uns auf die Veranda und ließen es erstmal sacken. Zur besseren Verdauung bekamen wir Stücke der Betelnuss gereicht, die wir mit kleinen Blättern verzehrten. Das wäre gut für die Verdauung, sagte uns Prakash. Das Zeug im Mund, waren wir uns nicht ganz klar, was es eigentlich ist. Im Nachhinein fanden wir heraus, dass es eine ähnliche Wirkung wie Nikotin hat und bei häufigem Genuss die Zähne rot bräunlich färbt. Viele Inder essen es und spucken die Reste dann auf die Straße.
Verandafoto

Nach dieser kurzen Ruhepause fuhren wir mit Motorrad in die Berge. Dort gab es eine unterirdische, natürliche Höhle, in die wir nur mit Taschenlampen bewaffnet, hinabstiegen. Es war angenehm kühl dort unten und komplett dunkel. Vorsichtig stiegen wir immer weiter ab und versuchten nicht auf den glitschigen Steinen auszurutschen. Über uns Hingen Hunderte Fledermäuse. Am tiefsten Punkt angelangt zeigte uns Prakash eine Art heiligen Stein, der einem Gott gewidmet ist. Viele Inder beten ihn an. Wir standen in einem großen Hohlraum. Mit flackernden Taschenlampen, Händeklatschen und schlangenähnlichen Lauten scheuchten wir die Fledermäuse auf. Sie flogen wild um uns herum, sodass wir besser unsere Augen schützten. Auch beim Aufstieg flogen sie noch an uns vorbei und einige trafen mich. Sie waren jedoch ungefährlich und niemand von uns wurde gebissen. Beim Hinaufklettern achtete ich sehr auf meine Hände. Denn überall im Stein lebten Walnuss große Spinnen. Die Mädchen konnten sich glücklicherweise zusammenreißen.
Auf dem Boden der Höhle floss größtenteils ein wenig Wasser. An manchen Stellen sammelte sich das Wasser und war bis zu 30 cm tief. An einer Stelle konnte man entweder durchs Wasser waten oder über einen Stein klettern. Im Wasser sammelte sich ein dichter, weicher Schlamm der locker fünfzehn cm tief war. Jeder Schritt darin war ein Tritt ins Ungewisse. Es war ziemlich eklig. Ich wählte trotzdem den Weg durch den Schlamm, der Nervenkitzel reizte mich. Prakash sprach mir zwar beruhigend zu, dass keine Tiere darin lebten, doch das konnte meine Fantasie nicht ruhig stellen. Ich stellte mir vor wie ich auf schlangen- oder lurchartige Wesen treten würde, die mir in den Knöchel beißen und mich vergiften würden.
Nach zehn Metern kaltem Schlamm hatte ich es geschafft. Der Schlamm war eigentlich nur Fledermauskot mit Wasser, aber naja. Für Inder gilt dieses Höhlenwasser als heilig.
Wieder draußen aus der Höhle atmeten wir erleichtert frischen Sauerstoff ein und erholten uns von unseren Adrenalinstößen. 
Spaß in der Höhle
Out of the Dark!

Wir besuchten das Haus von Venketaramanas und Prakash's Eltern und danach das Haus von Prakash. Alle Häuser in Kamalashile liegen mehr oder weniger verborgen im dichten Wald und an den Hängen der Berge. Eine sehr schöne Landschaft ist das, die direkt ans Dschungelbuch erinnert.
Zum Abschluss versicherten wir, dass wir wiederkommen würden. Das nächste Mal sollten wir an einem Samstagvormittag kommen. Dann könnten wir im dichten Wald wandern, Tiere beobachten und nachts im Wald campen. Ich werde das Angebot sicher nicht ausschlagen.

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