Donnerstag, 29. Dezember 2011

Beim Fischfang am Beejadi Strand

Als wir neulich am Strand saßen und uns vom Salzwasser und rauen Wellengang erholten, konnten wir hautnah mit erleben, wie hier Fisch gefangen wird. Ein paar Fischer fahren raus auf's Meer, schmeißen das Netz aus und kommen 200 Meter weiter wieder an Land. Dann wird das Netz langsam mit Manneskraft wieder eingeholt. Es war sehr interessant!
Die Männer ziehen das Netz ein...
...und die Frauen und Kinder sammeln die Fische ein.
Kleine Fische überall
Gemixter Fang
Eine Seeschlange war auch dabei
Die besten Exemplare

Dienstag, 20. Dezember 2011

Schön geschmücktes Haus zum Deepavali Festival


Für meinen Homie Marten!

Das Treppenhaus

Gut beladen(2)

Kaum zu glauben...
...aber in dieser Rikscha sind sage und schreibe 18 Menschen.
PKW - Personenkraftfahrzeug

Beach Cleaning Day in Trasi – eine sinnvolle Aktion?


Die versammelte Mannschaft, kurz vorm Loslegen

Im November fand der internationale Strandsäuberungstag, auch genannt Beach Cleaning Day, statt. Auch FSL beteiligte sich und so gingen wir an einem Donnerstagvormittag nach Trasi und fingen mit einer Truppe von ca. 30 Menschen an Müll aufzusammeln. An der Aktion beteiligten sich außerdem zwei Lions Clubs und ein Rotary Club. Um elf Uhr versammelten wir uns vor einem Beachresort: FSL Mitarbeiter, Freiwillige, Leute aus dem Trasi-Sanitation-Commitee und einige Rotary und Lions Funktionäre und Hotelbesitzer. (Eine Firma aus Murdeshwara, die professionelle Tauchausbildungen anbietet, war auch da und hat Werbung gemacht). 
Strandsäuberungsbataillon
Rauchschwaden
Müllverbrennung

Bewaffnet mit Plastiktüten zum Müll aufheben und Plastiksäcken zum Müll reinstopfen, gingen wir den Strand und die Wiese davor ab. Genügend Müll gab es auf jeden Fall. Die Säcke füllten sich schnell. Wir schütteten alles auf große Haufen und dachten, dass der Müll dann von irgendwem abgeholt wird. Stattdessen kam nach kurzer Zeit jemand und hat den ganzen Haufen angezündet! Das war für uns nicht wirklich verständlich. Ebenso wenig war für uns verständlich, warum wir gerade den Teil des Strandes säuberten, der direkt am Highway lag. Logischer und besser wäre es gewesen, wenn wir Strände nördlich von Maravanthe, südlich von Trasi oder südlich von Bijadi gesäubert werden. Denn da würden wenigstens auch Schildkröten kommen und Eier legen können. Denn die Strände, um Kundapur herum und entlang der Küste Karnatakas sind Brutstätten von Seeschildkröten. Der weltweite Bestand der Seeschildkröten ging in den letzten Jahren immer weiter zurück, deshalb ist es wichtig, die Eier zu schützen. (Die meist armen und ungebildeten Fischer, die die Eier finden, essen die Eier manchmal oder können sie verkaufen. Deshalb muss das Seeschildkrötenprojekt, stationiert in Kundapur, jedes Jahr Präventionsarbeit leisten). Die Strände direkt in Trasi grenzen an den Highway und sind viel zu laut für schwangere Schildkröten. 
direkt hinterm Strand
Auch dort loderten die Feuerchen

Aus diesem Grund fühlten wir uns wie billige Arbeitskräfte für die Hotelmanager. Denn die profitierten sicherlich am meisten von uns; ihre Hotels und Beach Resorts lagen direkt am Strand und saubere Strände sind gut für deren Kunden. Während wir uns alle in der sengenden Hitze abquälten und uns vor Sonnenbrand und Sonnenstich schützen mussten, standen die feinen Herren Hotelbesitzer und Rotary/Lions Club Funktionäre im Schatten und haben sich da Ganze angeguckt. (Hat nur noch der Bimbo mit dem wedelnden Palmenblatt gefehlt). Die tollen Reden, die sie danach geschwungen haben, haben es nicht besser gemacht: sie fänden es traurig, dass Ausländer kommen müssten, um den Indern zu zeigen, wie es richtig geht...Saubere Strände seien so wichtig...es könne nicht angehen, dass man sich nicht um seinen eigenen Müll kümmere und ihn einfach irgendwo hinschmeiße...man bräuche doch dringend Mülleimer. All ihr Gerede war Geschwafel in unseren Ohren. 
Gruppenfoto mit allen Verantwortlichen

Beim anschließendem Frühstück habe ich mich mit dem kirchlichen Gemeindeoberhaupt einer Nachbarkirchengemeinschaft unterhalten. Es ging um Korruption und darum, warum es keine Mülleimer in Trasi gäbe. Die Politiker kümmern sich nicht darum. Es gehe ihnen mehr um den eigenen Geldbeutel und nicht um das Lösen von essentiellen Problemen. Außerdem haben die meisten Bürger einen viel zu großen Respekt vor den Politikern, um wirklich Dinge zu fordern und ihnen entgegen zu treten. In dem Zusammenhang verwies er darauf, wie manche Filmstars angehimmelt werden. Ähnlich groß sei die Begeisterung von Politikern unter dem normalen Volk. (Es wurde sogar mal ein Tempel für eine berühmte Schauspielerin gebaut). Viele Politiker versuchen lieber sich selber zu bereichern anstatt sich um die Bedürfnisse der Menschen zu kümmern. Bei Wahlen würden die einzelnen Kandidaten Gruppen von Menschen bezahlen, die sich mit den Anhängern der anderen Kandidaten prügeln sollen. Genauso gäben die Kandidaten Geschenke oder Geld an die Menschen, damit sie gewählt werden. Das Gespräch war sehr interessant und der Priester hat sehr offen über die Geschehnisse in seinem Land berichtet und die Korruption nicht außen vor gelassen. Leider musste er schnell wieder gehen.

In meinen Augen und denen der anderen Freiwilligen war der Beach Cleaning Day keine sinnvolle Aktion. Einen Monat später sah die Stelle, die wir aufgeräumt haben, wieder genauso vermüllt aus wie vorher. Es gibt weder eine Müllsammelstelle, noch einen Müllabhol oder -entsorge Service. Trotzdem kann man überall Dinge kaufen, die in Plastik verpackt sind oder aus Plastik bestehen. Die meisten Menschen wissen nicht woraus Plastik gemacht ist, was es ist und dass es sich nicht wie organischer Abfall zersetzt. Kein Wunder, dass überall Müll rumliegt, wenn sich niemand drum kümmert. Auch nach dem Beach Cleaning Day gibt es keine Mülleimer dort.
Im besten Fall haben sich ein paar Inder schuldig gefühlt, für den herumliegenden Müll. Mitgeholfen hat keiner. Ein paar Männer haben herumgesessen und Fotos und Videos von uns „Weißen“ gemacht. 
Die "Workcamp" Leute, die auch mitgeholfen haben, haben später wieder an ihren Puppen gearbeitet, die sie herstellen.

J.K. - Der Stammtisch der Freiwilligen


Jeden Mittwochabend um 19.00 Uhr treffen sich alle Freiwilligen aus Kundapur um im J.K. Meistens sind wir so zwischen zwanzig und fünfzehn Freiwilligen, ca. zwei Drittel davon sind deutsch. Dann wird sich unterhalten, essen bestellt und wer will kann auch ein Bier trinken. Viele empfinde es als entlastend mal ganz offen über die aktuellsten Probleme reden zu können, ohne die Ohren der FSL Mitarbeiter hinter der nächsten Ecke zu spüren. Für viele Freiwillige außerhalb von Kundapur erscheint es vielleicht komisch mehr als drei weiße Menschen auf einem Fleck zu sehen. In Kundapur ist das ganz normal. Hier gibt es über elf Projekte und mindestens genauso viele Gastfamilien. Dazu kommen Workcamp Leute. Meist jeden Monat findet hier irgendein Workcamp statt, bei dem Menschen aus aller Welt für ein oder zwei Wochen nach Indien kommen und an einem Projekt arbeiten. Schulwände bemalen, Schildkröteninformationszentren bauen oder pädagogische Theaterstücke aufführen.
Am Stammtisch treffen Langzeitfreiwillige dann meistens auch auf Workcampleute und man tauscht sich über dieses und jenes aus oder plant das nächste Wochenende. Allgemein muss man sich in Kundapur nie Sorgen machen, dass man keine Leute um sich herum hat, die einen nicht verstehen. Man findet immer jemanden, mit dem man leicht klar kommt und reden kann. Selbst wenn fast alle Freiwilligen beschließen ein Wochenende nach Goa zu fahren bleiben meist noch zwei, drei in Kundapur. Da haben es manch andere Freiwillige außerhalb Kundapurs schwieriger. Auf der anderen Seite haben sie es natürlich auch einfacher mal etwas nicht mit anderen deutschen oder anderen Ausländern zu machen.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Fahrradtour zum Strand


In den Gassen Kundapur's

Im Zuge einer Erkundungstour unseres Eco Tourism Projekts haben wir den Fahrradverleih in Kundapur ausprobiert und Kundapurs Gassen auf dem Rad erkundigt. Abseits der Hauptstraße gibt es viele kleine Wege und Straßen, die einen beschaulichen Anblick anbieten. Leider muss man, um zum Strand zu gelangen ein Stück am stark befahrenen Highway lang fahren, was nicht so spaßig ist. Wir wollen hier in Zukunft Fahrradtouren anbieten mit Stops in indischen Familien, wo es Tee oder eine warme Mahlzeit gibt. Dafür müssen wir jetzt Kontaktfamilien finden und weitere Strecken und verschiedene Routen.
Die Kids haben sich gefreut

Und andere Projekttätigkeiten:
Auf der Suche nach neuen Gastfamilien für Touristen
Strand-Straßenshop in Trasi mit trinkbaren Kkusnüssen und allen möglichen Snacks
Die Hintergewässer in Trasi - hier wollen wir bald Bootstouren anbieten
Beim Dorfspaziergang wurden wir auf einen Saft eingeladen
Ein Mann aus Trasi erklärt uns die Inschrift auf einem sehr alten Stein
Ein aalartiger Fisch eingeklemt in einer Felsspalte, die Kinder gaben ihm den Rest...

Die Klo-Checker


Trassi, ein kleines Küstendorf
Richard aus dem Sanitation Commitee hat uns zu den Toiletten geführt und übersetzt

In meinem Eco Tourism Projekt arbeiten wir mit dem Sanitation-Kommitee aus Trasi zusammen. Das Sanitation-Komitee besteht aus gewählten Vertretern der Dorfgemeinschaft Trasi, dem Besitzer eines ansässigen Hotels sowie dem FSL Chef und einem weiterem Fsl-Mitarbeiter. Es ist eine Art Selbsthilfegruppe, die Gelder verwaltet und für bestimmte Projekte ausgibt. Zurzeit machen sie viel Präventionsarbeit in Sachen richtiger Toilettenhandhabung und Hygiene. Außerdem spenden und errichten sie Toiletten für Familien. Denn in den meisten Häusern in Trasi gibt es keine Toiletten, sodass die Menschen morgens an den Strand gehen, um dort ihr Geschäft zu verrichten. 
Toilette: okay!
Dorfleben in Trasi

Die Toiletten, die vor einem Jahr gebaut wurden, wurden nun von uns Eco Tourism Freiwilligen inspiziert, um sicherzugehen, dass die Menschen sich auch gut um sie kümmern. Die meisten Toiletten waren in einem guten Zustand und wir haben viele Menschen getroffen, die an weiteren Toiletten interessiert waren. Das Sanitation-Kommitee hat einen Sponsor und es sollen bald weitere Toiletten, auch zehn öffentliche Dorftoiletten, folgen.
Während wir zu den einzelnen Toiletten gegangen sind, haben wir einen guten Einblick ins Dorfleben bekommen.
Getrocknete Fische vor Fischerhaüsern
Ein Fischer knüpft sich ein neues Fischernetz
Ein Mann zeigt uns sein Kaninchen
Ein kleiner Junge holt Kokusnüsse von den Palmen
Eco Tourism Team plus Kinder
Verbeugung vor der westlichen Toilette: Für alte ToilettengängerInnen, die sich nicht mehr so gut bücken können

Kabbadi, ein körperbetontes Spiel


Kabbadi-Turnier in Kundapur

Neben dem Nationalsport Kricket wird in Indien gerne Kabbadi gespielt. Das ist ein Mannschaftssport bei dem es darum geht den Gegner anzutippen und zu flüchten und flüchtende Gegner mit aller Gewalt einzufangen. Man spielt es mit fünf bis sieben Spielern auf einer Fläche ungefähr so groß wie ein Badmintonfeld. Viele Kinder spielen Kabbadi auf den Schulhöfen, aber auch Jugendliche und Erwachsene lassen sich oft zu einer Runde hinreißen. Dabei kann es ganz schön hart zur Sache gehen! Wenn der Fänger jemanden angetippt hat, muss er sich sputen, dass er nicht mies zu Boden gerammt, geschleudert oder gestoßen wird. Neulich war in Kundapur ein Turnier mit Mannschaften aus ganz Karnataka. Von Sonntags um 17.00 Uhr bis zum nächsten Morgen wurden Kabbadi Spiele ausgetragen. Unter den Zweien, die wir gesehen haben, war ein Spiel der Kunderpur Kabbadi Mannschaft dabei, ein Heimspiel also. Ich hab mich fast gefühlt, als säß ich im Fußballstadion, so gut war die Stimmung. Kundapur hat natürlich gewonnen.

Gokarna zum zweiten, ein Touristenparadies


Traumstrände in Gokarna

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir Anfang September in Gokarna waren. Es war Regenzeit und außer dem Namaste-Cafe hatte nichts am Om-Beach geöffnet. Ein paar indische Touristen trieben sich herum, aber ansonsten war nichts los.
Jetzt Ende Oktober sieht die Lage schon ganz anders aus. Entlang der Om-Beach Bucht reihen sich die Hotels und mietbaren Strandhütten und überall sieht man indische und europäische Touristen baden, entspannen und abends in den Bars sitzen. Es gibt Wassersportmöglichkeiten und Ayurvedaangebote. Kettenverkäufer versuchen am Strand ihre Ware unters Volk zu bringen. Gokarna ist auf der einen Seite Pilgerstätte für Hindus. Die Strände gehören aber eindeutig den Touristen und machen Goa Konkurrenz. Wer weiß, wie das hier in zehn Jahren aussehen wird.
Martin und Niko

Von gepunkteten Kindern und dem Gott in der Kapsel


In Indien spielt die Religion eine viel größere Rolle als in Deutschland. Spiritualität und Alltag sind eng ineinander verwoben.
Ein Ganesha-Gott-aufkleber auf der Frontscheibe fährt immer mit.

Sein Gott ist immer bei ihm. In einer Halskette trägt er ihn mit sich herum und jeden Morgen und Abend holt er ihn raus und betet ihn an. Was für manche an Aladin und die Wunderlampe erinnern mag, ist normal in Indien und gehört zum täglichen Leben und all seiner Spiritualität dazu.
Im Inneren eines Tempels

Nach Indien zu gehen und zu sagen man sei Atheist, ist keine gute Idee. Der Glaube ist hier viel wichtiger als in Europa und viele Menschen verstehen daher nicht, dass man an keinen Gott glauben könne. Von den ca. 1,2 Milliarden Indern sind ungefähr 80,5% Hindus. 13,4% sind Muslime und 2,3% sind Christen. Neben den großen Weltregionen gibt es kleine Bevölkerungsteile an Jainisten, Sikhs, Buddhisten und Zoroastristen. Während Angela Merkel „Multikulti“ in Deutschland als gescheitert erklärt hat, ist man in Indien stolz auf das nebeneinander der verschiedenen Religionen. Zwar gab es in Indiens jüngster Vergangenheit auch einige blutige Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen oder Sikhs und Hindus. Im allgemeinen ist man allerdings auf das friedliche miteinander stolz. Das zeigen sowohl Gespräche mit Menschen vor Ort, als auch viele Schulaufführungen von Schülern zu speziellen Feiertagen.
Portugisische Kirche in Mangalore.
Hinduistischer Tempel in Kollur

In Kundapur an der südlichen Westküste Indiens leben überdurchschnittlich viele Christen. Das liegt zum einen daran, dass der Apostel Thomas im ersten Jahrhundert entlang Karnatakas und Keralas Küsten gereist ist und christliche Gemeinden gegründet hat. Und zum anderen liegt es an den portugiesischen Kolonialherren. Sie bekehrten die indische Bevölkerung im 16. Jahrhundert gewaltsam und zerstörten hinduistische Tempel.
Ich lebe in einer Hindu-Familie. Im Hinduismus gibt es viele Götter, die jedoch alle aus dem einen ewigem Weltgeist Brahman entstanden sind. Man kann es sich auch so vorstellen, dass ein Gott in verschiedenen Erscheinungsformen auftritt. Ein Bilderverbot wie im Christentum besteht nicht. In den Tempeln finden sich deshalb Götternachbildungen und überall kann man Bilder von Göttern kaufen. Diese kann man dann in seinen Gebetsraum hängen, falls man einen solchen hat. In meiner Familie gibt es einen und es wird zwei Mal pro Tag gebetet. Zuerst wird alles gesäubert und von Staub befreit, dann wird der Gebetsraum mit frischen Blumen dekoriert. Es werden Mantras gesprochen, das sind bestimmte Worte oder Sätze, die zu Ehren des Gottes wiederholt werden. Danach werden Ölkerzen angezündet und Räucherstäbchen angemacht und geschwenkt. Dabei wird eine Glocke geläutet. Zum Schluss bläst man in eine Muschel - ein hornähnlicher Ton erklingt. An speziellen Tagen werden auch Süßigkeiten dem Gott dargeboten und dem Gottesbild ein roter Kumkumpunkt auf die Stirn gemacht. Vor unserem Haus steht wie vor jedem Hindu-Haus ist ein Sockel mit der Tulsi-Pflanze. Diese gilt als besonders heilig und wird in manche Gebetsprozeduren miteinbezogen. Vor vielen christlich bewohnten Häusern steht alternativ ein Kreuz auf einem Sockel.
Gebetsraum in meiner Gastfamilie

Auch vor Narvins Haus steht ein Kreuz.
Christlich "geprägte" Eingangstür

Die meisten Leute beten nur bestimmte Hauptgötter an und nicht alle. In meiner Familie werden hauptsächlich Ganesha, Lakshmi, Sarasvathi und Sathianryana angebetet. Ganesha kann man für viele Dinge anbeten, besonders bei der Überwindung von Hindernissen. Lakshmi ist die Göttin des Wohlstands und des Reichtums. Sarasvathi ist die Göttin für Erziehung und Bildung und Sathianryana steht für eine gute Stimmung und für Frieden.
In unserem Fitnessstudio hängt ein Bild von Hanuman, dem Gott der Stärke. Alle Hindus grüßen ihn bevor sie mit dem Training beginnen. Berühren sie eine Hantel aus Versehen mit dem Fuß, entschuldigen sie sich sogleich in Richtung Hanuman-Bild. Füße gelten wegen ihrer Nähe zum Boden und Kontakt mit Schmutz als unheilig. Einmal ist ein Mann im Bus ausversehen auf meine Rucksackschnalle getreten. Er hat sich unverzüglich mit einer Geste bei meinem Rucksack entschuldigt.
Böse Fratze - die das Haus beschützen soll
Computer, der zum Dussera Festival gesegnet und markiert wurde
Vor dem Tempel die Schuhe ausziehen

Neben den verschiedenen Göttern gibt es im Hinduismus das Kastensystem und den Glauben an die Wiedergeburt. Es gibt die vier Hauptkasten: Die Brahmanen (Priester), die Kshatryas (Krieger und Herrscher), die Vaishyas (Kaufleute und Landwirte), die Shudras (Diener) und die Kastenlosen. In den einzelnen Hauptkasten kann man noch sehr viel weiter unterscheiden. Insgesamt gibt es über 3000 verschiedene Kasten. Für jede Kasten gibt es besondere Pflichten und Aufgaben. Will man dem ewigen Kreislauf des Wiedergeborenwerdens entkommen, muss man sich seinen Pflichten in Handeln und Denken entsprechend verhalten. Diesem Kreislauf zu entkommen und in den Weltgeist Brahman einzutauchen, gilt als höchstes Ziel. Offiziell werden die Kasten in Gesetzgebung nicht berücksichtigt. Sie existieren aber trotzdem in vielen Köpfen der Menschen. So putzt die Büroputzfrau zum Beispiel nicht das Klo, weil das eine Aufgabe für die niederen Kasten ist und der Angestellte eines Freundes von mir darf beim Mittagessen nicht mit in der Runde sitzen. Arrangierte Hochzeiten werden in der Regel auch nur innerhalb der jeweiligen Kaste geschlossen.
Räucherstäbchen und Gottesabbild im Minibus
Musumbi mit Pepperonis, die über dem Eingang eines Restaurants hängen

Die meisten Gegenden in Indien sind sehr traditionell geprägt und die Religion nimmt einen entsprechend großen Raum im Leben der Menschen ein. Die meisten beten täglich und halten viele religiöse und traditionelle Bräuche ein. So ehren viele Menschen ihre Rikschas, Autos, Geschäftsräume oder Häuser zu bestimmten Anlässen. Die Rikscha hilft dem Rikschafahrer Geld einzunehmen, also behängt er sie zum Dank mit Blumenketten und lässt sie von einem Brahmanen segnen. Oft sieht man in Restaurants oder an Autos eine Musumbi (indische Orange) mit mehreren Peperonis hängen. Das wird auch zu Ehren des Autos oder des Restaurants aufgehängt, weil es dem Besitzer hilft Geld zu verdienen oder ihn sicher durch den Verkehr zu bringen. Ebenso hängt in jedem Bus ein hinduistisches Gottesbild oder ein Jesusbild, umhangen von Blumenketten.
Stadtbus aus Mysore, geschmückt
Mein Lieblingsfoto: Straßenziege frisst Rikschaschmuck

In einem Tempel in Pattadatkal trafen wir einen Priester. Er hat uns von seinem Glauben erzählt. Sein Vater war schon Priester in jenem Tempel und nun seien er und sein Bruder in seine Fußstapfen getreten. Seine Kaste erkennt man an einer Kette, die er um den Hals trägt. In ihr befindet sich eine kleine Shiva-Statue, die er immer mit sich herumträgt, jeden Morgen und Abend säubert und anbetet.
Der Priester, der eine kleine Shivastatue in seiner Kette mit sich herumträgt.

Wie sehr der Glaube in den Menschen verankert ist, sieht man auch an den Christen. Es gilt zwar das Bilderverbot, dass man sich kein Bild von Gott machen darf. Stattdessen sieht man in christlichen Haushalten Bilder von Jesus, Bibelsprüche oder Bilder berühmter Prediger. Egal ob Christ, Hindu oder Moslem die Menschen holen sich einen Teil ihres Glaubens zu sich ins Haus. Wie viel davon Glauben und wie viel Tradition ist kann ich nicht sagen. Meine Gastmutter malt ihrer zweijährigen Tochter manchmal einen Punkt auf die Stirn und einen auf jede Wange. Das soll gut für das Kind sein. Warum man das genau macht, weiß sie selbst nicht. Sie glaubt aber dran. 
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