Dienstag, 20. Dezember 2011

Beach Cleaning Day in Trasi – eine sinnvolle Aktion?


Die versammelte Mannschaft, kurz vorm Loslegen

Im November fand der internationale Strandsäuberungstag, auch genannt Beach Cleaning Day, statt. Auch FSL beteiligte sich und so gingen wir an einem Donnerstagvormittag nach Trasi und fingen mit einer Truppe von ca. 30 Menschen an Müll aufzusammeln. An der Aktion beteiligten sich außerdem zwei Lions Clubs und ein Rotary Club. Um elf Uhr versammelten wir uns vor einem Beachresort: FSL Mitarbeiter, Freiwillige, Leute aus dem Trasi-Sanitation-Commitee und einige Rotary und Lions Funktionäre und Hotelbesitzer. (Eine Firma aus Murdeshwara, die professionelle Tauchausbildungen anbietet, war auch da und hat Werbung gemacht). 
Strandsäuberungsbataillon
Rauchschwaden
Müllverbrennung

Bewaffnet mit Plastiktüten zum Müll aufheben und Plastiksäcken zum Müll reinstopfen, gingen wir den Strand und die Wiese davor ab. Genügend Müll gab es auf jeden Fall. Die Säcke füllten sich schnell. Wir schütteten alles auf große Haufen und dachten, dass der Müll dann von irgendwem abgeholt wird. Stattdessen kam nach kurzer Zeit jemand und hat den ganzen Haufen angezündet! Das war für uns nicht wirklich verständlich. Ebenso wenig war für uns verständlich, warum wir gerade den Teil des Strandes säuberten, der direkt am Highway lag. Logischer und besser wäre es gewesen, wenn wir Strände nördlich von Maravanthe, südlich von Trasi oder südlich von Bijadi gesäubert werden. Denn da würden wenigstens auch Schildkröten kommen und Eier legen können. Denn die Strände, um Kundapur herum und entlang der Küste Karnatakas sind Brutstätten von Seeschildkröten. Der weltweite Bestand der Seeschildkröten ging in den letzten Jahren immer weiter zurück, deshalb ist es wichtig, die Eier zu schützen. (Die meist armen und ungebildeten Fischer, die die Eier finden, essen die Eier manchmal oder können sie verkaufen. Deshalb muss das Seeschildkrötenprojekt, stationiert in Kundapur, jedes Jahr Präventionsarbeit leisten). Die Strände direkt in Trasi grenzen an den Highway und sind viel zu laut für schwangere Schildkröten. 
direkt hinterm Strand
Auch dort loderten die Feuerchen

Aus diesem Grund fühlten wir uns wie billige Arbeitskräfte für die Hotelmanager. Denn die profitierten sicherlich am meisten von uns; ihre Hotels und Beach Resorts lagen direkt am Strand und saubere Strände sind gut für deren Kunden. Während wir uns alle in der sengenden Hitze abquälten und uns vor Sonnenbrand und Sonnenstich schützen mussten, standen die feinen Herren Hotelbesitzer und Rotary/Lions Club Funktionäre im Schatten und haben sich da Ganze angeguckt. (Hat nur noch der Bimbo mit dem wedelnden Palmenblatt gefehlt). Die tollen Reden, die sie danach geschwungen haben, haben es nicht besser gemacht: sie fänden es traurig, dass Ausländer kommen müssten, um den Indern zu zeigen, wie es richtig geht...Saubere Strände seien so wichtig...es könne nicht angehen, dass man sich nicht um seinen eigenen Müll kümmere und ihn einfach irgendwo hinschmeiße...man bräuche doch dringend Mülleimer. All ihr Gerede war Geschwafel in unseren Ohren. 
Gruppenfoto mit allen Verantwortlichen

Beim anschließendem Frühstück habe ich mich mit dem kirchlichen Gemeindeoberhaupt einer Nachbarkirchengemeinschaft unterhalten. Es ging um Korruption und darum, warum es keine Mülleimer in Trasi gäbe. Die Politiker kümmern sich nicht darum. Es gehe ihnen mehr um den eigenen Geldbeutel und nicht um das Lösen von essentiellen Problemen. Außerdem haben die meisten Bürger einen viel zu großen Respekt vor den Politikern, um wirklich Dinge zu fordern und ihnen entgegen zu treten. In dem Zusammenhang verwies er darauf, wie manche Filmstars angehimmelt werden. Ähnlich groß sei die Begeisterung von Politikern unter dem normalen Volk. (Es wurde sogar mal ein Tempel für eine berühmte Schauspielerin gebaut). Viele Politiker versuchen lieber sich selber zu bereichern anstatt sich um die Bedürfnisse der Menschen zu kümmern. Bei Wahlen würden die einzelnen Kandidaten Gruppen von Menschen bezahlen, die sich mit den Anhängern der anderen Kandidaten prügeln sollen. Genauso gäben die Kandidaten Geschenke oder Geld an die Menschen, damit sie gewählt werden. Das Gespräch war sehr interessant und der Priester hat sehr offen über die Geschehnisse in seinem Land berichtet und die Korruption nicht außen vor gelassen. Leider musste er schnell wieder gehen.

In meinen Augen und denen der anderen Freiwilligen war der Beach Cleaning Day keine sinnvolle Aktion. Einen Monat später sah die Stelle, die wir aufgeräumt haben, wieder genauso vermüllt aus wie vorher. Es gibt weder eine Müllsammelstelle, noch einen Müllabhol oder -entsorge Service. Trotzdem kann man überall Dinge kaufen, die in Plastik verpackt sind oder aus Plastik bestehen. Die meisten Menschen wissen nicht woraus Plastik gemacht ist, was es ist und dass es sich nicht wie organischer Abfall zersetzt. Kein Wunder, dass überall Müll rumliegt, wenn sich niemand drum kümmert. Auch nach dem Beach Cleaning Day gibt es keine Mülleimer dort.
Im besten Fall haben sich ein paar Inder schuldig gefühlt, für den herumliegenden Müll. Mitgeholfen hat keiner. Ein paar Männer haben herumgesessen und Fotos und Videos von uns „Weißen“ gemacht. 
Die "Workcamp" Leute, die auch mitgeholfen haben, haben später wieder an ihren Puppen gearbeitet, die sie herstellen.

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