Montag, 17. Oktober 2011

Planung vs. Indien


Wenn europäische Planung auf indische Infrastruktur trifft, kann locker mal ein ganzer Kurzurlaub in die Hose gehen. Und Pech hatten wir auch noch.
Ausgefuchs wie wir waren haben wir die ganze Woche damit verbracht unsere Reise nach Mysore zu planen. Am Donnerstag den sechsten Oktober war der letzte Tag vom Dasara Festival, ein zehntägiges Hindufestival, dass in ganz Indien gefeiert wird. In Mysore wird es besonders groß gefeiert und am letzten Festivaltag findet eine große Parade mit Elefanten statt. 
Keine Verkehrsbehinderung: Weder Niko und Anselm, noch die überdimensionale Blumenkette.
Ein Mann lässt eine Kuh auf seinen Oberschenkeln stehen.
Kleiner Schnack auf der Dachterasse.
Bestes Restaurant in Mysore!

Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Unser Plan war nun: Wir fahren Dienstagabend per Nachtbus nach Mysore, gucken uns Mittwoch Mysore an, Donnerstag die Parade, fahren aber am Abend noch nach Ooty, einer Stadt in über 2000 Meter Höhe. Dort wollten wir mit der berühmten Minieisenbahn fahren, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Engländer haben sie damals gebaut, um den Tee, den sie hier in der Nilgiris-Region auf Plantagen angepflanzt und etabliert hatten, nach Kochi, einer Hafenstadt, zu transportieren.
Am Freitag wollten wir nun mit dieser Minieisenbahn fahren und die Gegend um Ooty herum erkundigen. Am Abend oder nächsten Morgen wollten wir in den Wayanad Nationalpark fahren und den Tag darauf, Sonntag, noch einen weiteren National Park besuchen. Suki, ein 22 jähriger Freiwilliger aus Japan schloss sich Daniel und mir an und wir freuten uns auf fünf Tage voller schöner Landschaften, wilder Tieren und guter Laune.
 Unser Vorhaben war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Es fing damit an, dass wir am Donnerstagabend keinen Bus nach Ooty bekommen haben, weil alle Busse überbucht waren. Wir Schlauberger hatten natürlich nicht mit einberechnet, dass aufgrung des Dasara Festivals alle Leute frei hatten und dies für Kurzurlaube nutzten. 
Auf nach Ooty!
Teestopp in den Serpentinen

Snack Verkäufer mit Bauchladen
Mettupalayam

Nahtlos fügte sich daran an, dass wir am nächsten Tag keine Karten für den Minizug mehr bekamen. Der war bis Montag ausgebucht. Hoffnung keimte in uns auf, als wir erfuhren, dass es jeden Tag ein paar Tickets gibt, die früh morgens am Abfahrtsbahnhof verkauft werden. Also machten wir uns per Bus auf nach Mettupalayam, wo der Zug Samstagmorgen um 7.20 Uhr abfahren sollte. Nach drei Stunden Busfahrt waren wir froh in Mettupalayam schnell ein Hotelzimmer gefunden zu haben. Wir waren vorsichtiger geworden und so gingen wir noch am selben Abend in ein Internetcafe und buchten uns die Bustickets für die Heimfahrt nach Kundapur. Am Sonntagabend um Zehn mussten wir also wieder am Mysore Busbahnhof sein. Die Rückfahrt war gesichert, ein Glück, dachten Daniel, Suki und ich, schön morgen mit der Minibahn fahren und dann ab in den Nationalpark.
Die Aussicht zwischen Mettupalayam und Ooty ist empfehlenswert...
...nicht nur aus dem Zug, sondern auch aus dem Bus heraus.
Der Wächter der stählernen Brücke
Auf diesen Straßen tuckerten wir den Berg rauf.
Außer Spesen nichts gewesen! Am nächsten Morgen um fünf warteten wir am Bahnhof auf den Stationsmeister. Ich traf einen Italiener, der schon seit vier da war. Wir warteten recht zuversichtlich, bis wir erfuhren, dass es an diesem Tag keine Tagestickets mehr gäbe. Weiß Gott warum es an diesem Tage nicht ein einziges Ticket gab. Ungefähr 50 indische und ausländische Touristen, die sich mittlerweile angesammelt hatten, konnten wieder nach Hause gehen.
Misty Mountains
In the Jungle
Da sitzen 'se.
Überall um Ooty und Gudalur um rum gibt es so weit das Auge reicht Teeplantagen.
Genervt und verärgert fuhren wir mit Taxi zurück nach Ooty. Dort verbrachten wir wohl den besten Tag unseres Trips: Wir besichtigten eine Teefabrik und gingen auf einen Aussichtspunkt, auf dem höchsten Berg in ganz Südindien. 
Unterwegs in Ooty
Rechts Daniel, links Ooty.
Typischer Rikschastand. an der gelben Farbe erkennt man, dass sie aus Tamil Nadu sind.
Mein Lieblingsbild: Eine freilaufende Ziege knabbert an den Blumenketten, mit den die Rikschafahrer ihre Rikschas schmücken.
Leider nicht immer so sauber, wie es angepriesen wird: Die Nilgiris Region.
Dodda Betta Aussichtspunkt
(Wir sind den größten Teil der Strecke aber mit Bus hochgefahren)
Dodda Betta war auch für viele indische Touristen interessant.
Die Sicht war durch den Dunst leider etwas eingeschränkt.
Straßensnacks: Geröstete Kichererbsen und pikant gewürzte Ananasstückchen.
Besichtigung einer Teefabrik.



In den Hügeln von Ooty
Am Abend fuhren wir per Bus weiter ins fünf Stunden entfernte Sultan Bathery, um von da aus am Sonntag den Nationalpark zu besichtigen. In Gudalur mussten wir umsteigen. Keiner von uns konnte ahnen, dass Suki hier die nächsten drei Tag verbringen müsste. Plötzlich wurde Suki krank und musste ins Krankenhaus. Daniel schlief mit ihm im Krankenhaus und ich schlief im Hotelzimmer, in dem Suki sich eigentlich die Nacht über ausruhen wollte.
Obst- und Gemüseläden in Gudalur

Nachts ist es wesentlich leerer auf den Straßen. Gudalur

Was brauch man mehr für einen gemütlichen Abend? Ein Hotelzimmer mit Fernseher, ein paar Snacks und ein Bier.

Am nächsten Morgen ging es Suki besser. Das meinte er zumindest. Wir besprachen uns und kamen zu dem Entschluss, dass Daniel und ich uns nach Sultan Bathery aufmachten und Suki sich noch ein bisschen ausruhte. Am Abend wollten wir uns in Mysore treffen, um gemeinsam nach Kundapur zurückzufahren.
Schön und gut, doch unser Bus nach Sultan Bathery brauchte nicht eine Stunde, wie uns gesagt wurde, sondern glatte zweieinhalb Stunden. Alswir in Sultan Bathery angekommen waren realisierten wir, dass für eine Safari im National Park nicht mehr genug Zeit war. Frustriert wollten wir nun schon mittags nach Mysore zurückkehren. Alle Sitzplätze waren auch hier ausgebucht, also mussten wir die dreistündige Busfahrt stehen. Unterwegs gab unser Bus allerdings den Geist auf und wir mussten mitten im nirgendwo zwischen Sultan Bathery und Mysore auf den nächsten Bus warten. In dem Bus hatte ich gefühlte zehn Quadratzentimeter Platz und ein alter Mann saß auf meinem Rucksack. In Mysore wollten wir gerade schön Frustessen gehen, da meldete sich Suki. Er bräuchte Hilfe, einer von uns sollte bitte wieder nach Gudalur kommen und noch mal mit ihm ins Krankenhaus. 
Warten auf den nächsten Bus
Wir stornierten unsere Busbuchung und erkundigten uns nach dem nächsten Bus. Der 18.30 Uhr Bus fiel aus. Das hatten wir festgestellt, nachdem wir ca. eine halbe Stunde auf dem Mysore Busbahnhof umhergeirrt sind. Wir verbrachten unseren Abend neben schlafenden Menschen im Busbahnhof und nahmen den 11.30 Uhr Bus. Der Bus kam erst am nächsten Tag in Gudalur an, da um 24.00 Uhr die Pforten des National Parks geschlossen werden, den der Bus durchfährt. Wir besuchten Suki, der mittlerweile wieder im Krankenhaus lag und machten noch einen kurzen Abstecher in den Wayanad Nationalpark. Danach kehrten wir nach Gudalur zurück, besprachen uns und wollten am nächsten Morgen aufbrechen.
Am nächsten Morgen ging es Suki zwar wesentlich besser, dafür hatten Daniel und ich jetzt aber ein flaues Gefühl im Magen. Wir wollten so schnell wie möglich raus aus dieser Stadt. Mir ging es noch schlechter als Daniel und die dreistündige Busfahrt nach Mysore wurde für mich zu einem unerbittlichen Kampf mit meinem Magen. Völlig erschöpft kamen wir in Mysore an und buchten als erstes unsere Rückfahrttickets. Danach ließen wir uns auf eine grüne Wiese in einem Stadtpark fallen und lagen einfach nur da. Ich dachte zwar die Zeit hätte sich aufgelöst, doch um 18.00 Uhr wurde der Park trotzdem geschlossen und wir mussten wieder in unseren heiß geliebten Busbahnhof. Daniel klärte uns über das Geheimnis der Pepsi-Cola auf. Die solle nämlich einen Stoff enthalten, der bei Magenproblemen hilft. Pepsi-Colawar das einzige, was ich an diesem Tag an Nahrungsmitteln zu mir nahm. Und das war auch gut so. Denn ich hatte eine prima Fahrt im Schlafbus nach Hause.
Wie heilfroh Daniel und ich waren als wir Mittwochmorgen um 6.00 Uhr in Beejadi nach Hause trotteten.

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