Dienstag, 30. August 2011

Kota School Competition


Am Freitag den 26.8. sind wir mit Manju, der das kleine FSL Büro bewohnt, in Kota auf ein kulturelles Event gefahren. Verschiedene Klassen haben 30 minütige Programme aufgeführt. Eine jede Show bestand aus vielen Teilen, die bunt gemischt waren aus Tanz, Gesang und Schauspiel. Die beste Klasse wurde am Ende zum Sieger gekürt.
Alle waren verkleidet. Es wurden traditionelle indische Göttersagen, aber auch politische aspekte Indiens thematisiert. So meine ich Gandhi erkannt zu haben und außerdem religiöse Streitigkeiten zwischen Muslimen und Hindus, die neusten Anti-Korruptionsbewegungen gegen Korruption geführt von Ana Hazare, Gefahr durch Terrorismus. Am Ende einer jeden Show kam ein Happy End , die Terroristen wurden festgenommen, Muslime und Hindus fielen sich in die Arme und alle Probleme waren gelöst. Die meisten Shows waren ziemlich gut vorgetragen. Wir haben viele Eindrücke indischer Kultur wahrgenommen und uns ein paar Anregungen für unsere Eigene Show geholt. Am 14.9. müssen wir FSL-Freiwillige vor einem ca. 1000 Köpfe zählenden Publikum eine 40 minütige Show aufführen. Ich bin ja mal gespannt, wie wir uns zum Affen machen werden. Im Gegensatz zu Deutschland stehen Tanz und Gesang hier viel mehr im Mittelpunkt der Kultur.

Nerven wie ein indischer Busfahrer!


Ein Hoch auf unsern Busfahrer!

In einen indischen Express-Bus passen ca. 30 bis 80 Menschen. Manche Busse sind proppenvoll andere sind eher mäßig gefüllt. Der Busfahrer sitzt vorne rechts und hat je nachdem, ob er Hindu oder Christ ist, seinen Bus mit indischen Gottesbildern oder einem Jesusportrait geschmückt. (Einen muslimischen Busfahrer habe ich noch nicht getroffen). Das soll den Bus zwar beschützen, doch so wie die Busse manchmal über den Highway heizen, kann ich dem nicht vertrauen. Zwar habe ich bisher erst einen kleinen Auffahrunfall erlebt und vertraue den Busfahrern ansonsten voll und ganz, aber trotzdem kenne ich diese Fahrweise sonst nur aus Actionfilmen und Videospielen.

In einem indischen Bus kann man bis zu 0,5 m hoch fliegen!

Egal ob man sitzt oder steht, Festhalten kann nicht schaden.

Wenn man gebrechliche Knochen hat setzt man sich in einem indischen Bus besser nicht in die letzte Reihe. Die Straßen sind hier voller Schlaglöcher. Und obwohl jeder Verkehrsteilnehmer (trotz Gegenverkehr) versucht, ihnen so gut wie möglich auszuweichen, schaffen die Busfahrer das nicht immer. An die kleinen Schlaglöcher gewöhnt man sich schnell. Doch bei holprigen Überraschungen durch größere Schlaglöcher, sollte man sich gut festhalten und zusehen, dass man nirgendwo gegen stößt.

Montag, 29. August 2011

Avatar und Titanic


Was haben Avatar und Titanic gemeinsam? Beide sind von Regisseur James Cameron, haben beide Milliarden eingespielt und laufen beide ständig im indischen Fernsehen.Solange nicht gerade indische Talentshows, Bollywoodfilme oder indische Drama-Soaps im Fernsehen gezeigt werden. Diese beiden Klassiker haben es den Indern anscheinend echt angetan.

Festival Time: Lord Krishna Festival Udupi


Der bunt geschmückte Tempel...
...wenn man ihn betreten will, muss man seine Schuhe ausziehen. Während des Festivals war das Interesse riesig.

Ein Haufen tanzender Tiger und ich mitten drin. Ein bemalter Mensch hangelt sich über hunderten Menschen an einem Gerüst entlang. Dutzende Jungspunde versuchen an einer Öl beschmierten Palme hinaufzuklettern und den Preis zu ergattern. Das alles ist das Lord Krishna Festival. In Udupi wird es jedes Jahr groß gefeiert und das habe ich mir nicht nehmen lassen. 
Tiger Dance!

Eine "deutsche Kartoffel" und zwei nicht Vegetarier!
Die Tiger treiben die Menge!
Der glitschige Weg zur goldenen Kokusnuss!
Der Wagen auf dem der Krishnastatue durch die Stadt gerollt wurde.
Die Lautstärke vor der Bühne ließ sich leider nicht mit einem Foto einfangen.

Daniel und ich haben uns von der Masse der Menschen mitreißen und herumführen lassen. Wir haben südindische Trommelmusik gehört die auf einer Bühne gespielt wurde, zu der verschiedene verkleidete Gruppen getanzt haben. Danach waren wir fast taub, denn die Boxen waren ganz schön laut. Der Tempel war bunt geschmückt und überall sind verkleidete und bemalte Kämpfer, Tiger und Kinder herumgerannt. 
Ein fairer Tausch: Ein Foto von den beiden gegen ein paar gewürzte Erdnüsse
Noch lieber als Nüsse wollten sie Geld
Mal wieder: Spaß in der Rikscha
Das letzte Foto von meinem Freiwilligenkollegen Mo;-)
 
Wie es der Zufall wollte haben wir Mo und Franz getroffen, zwei FSL-Freiwilligen Kollegen aus Karkala. Sie haben uns von ihrem Projekt der „Little Flower School“, einem Waisenheim, erzählt. Sie haben es da ein bisschen schwieriger, weil die Aufseherinnen ziemlich streng sind und es dort wohl hart zur Sache geht. Ich habe Ihnen versprochen Sie zu besuchen und werde näher darauf eingehen, wenn ich mir selbst ein Bild gemacht habe.

Für meine Skaterfreunde:

Rail to Death

Freitag, 19. August 2011

Independence Day, ein orange-weiß-grünes Erlebnis


Rikscha Parade


Schon Tage zuvor, waren wir von allen möglichen Leuten auf den Independence Day angesprochen worden. Dass es ein großes Fest und ein tolles Erlebnis sein solle. Schon eine woche zuvor quollen die kleinen Straßengeschäfte über, die indische Nationalflaggen verkauften. Und doch schien nach einer vierstündigen Festzeremonie das meiste vorüber zu sein. Daniel und ich kamen um 10Uhr mit zweistündiger Verspätung an und hatten so schon die Hälfte verpasst. Auf dem gr0ßen Sportplatz sangen die vielen Schüler und Schülerinnen. Anhand ihren Schuluniformen konnte man sie leicht den einzelnen Schulen zuordnen. 
Schuluniformen


noch mehr Schuluniformen


Teilweise glichen die Uniformen für die kleinen Burschen gar wie Militärtrachten. Nicht, dass ich das irgendwie vergleichen will, aber wenn ich sie nur rein äußerlich betrachtet habe, musste ich an die Hitlerjugend denken. Viele wedelten mit kleinen Indienflaggen.
keine Kindersoldaten
Über Fotos freuen sich Kinder immer!
 
Auch auf der Straße wimmelte es nur so von Flaggen. An allem was fahren kann, kann man auch eine Fahne befestigen. Manche Rikschas hatten sogar Lautsprecher auf ihren Dächern angebracht und ließen indische Musik über den Straßen ertönen. Auf der Hauptstraße wurde eine Rikschaparade veranstaltet und ein bemalter Elefant lief durch die Straßen.  
Rikscha mit Flagge
Selbst an Fahrrädern waren Fahnen befestigt.
Flaggen in allen Größen
 
Aber so gegen 12 Uhr war das Spektakel auch schon wieder vorbei und der Tag wurde ruhiger. Am Abend bekamen wir in der Gastfamilie Besuch von Freunden, die einen Tagestrip durch Westkarnataka gemacht haben. Daniel meinte, wir waren in unserem Zimmer ein bisschen wie Tiere im Zoo. Naja, was hockten wir auch in unserem Zimmer herum!

Samstagsspaziergang



Under the bridge

Letzten Samstag haben Daniel, mein slowakischer Gastbruder, Niko, ein deutscher Freiwilligven-Kollege von mir, und ich einen Spaziergang entlang Kundapurs Flussufer gemacht. Eigentlich wollte ich die beiden zum Hafen führen. Doch mit der Annahme, dass Kundapur einen Hafen hatte, habe ich mich kräftig verspekuliert. War aber nicht weiter schlimm, da wir einerseits so wie so nichts besseres zu tun hatten und andererseits der Trip ziemlich interessant wurde. 
Down by the River
Muschelberg
 


Am Flussufer lebten einfache Menschen. Viele von ihnen waren Fischer und konnten kein Englisch sprechen. Wir wurden zwar überall angestarrt wie Gespenster und wirkten wohlein bisschen wie Touristen am falschen Platz, aber das nahmen wir in Kauf. Das Flussufer war gesäumt mit Schiffen, Bergen aus Muscheln und Kokuspalmen. An manchen Stellen prügelten sich schwarze Vögel, die aussahen wie Krähen, um ein paar Fischreste und auf dem Fluss warfen die Fischer ihre Netze aus. Manche Menschen erwiderten unsere Blicke mit einem Lächeln und manche blickten uns misstrauisch entgegen. Doch alle Kinder die wir trafen schienen sich riesig zu freuen. Und wenn wir welche sahen wurden wir zugleich mit "Hello", "What's your name" und "How are you"bombardiert. Sie liefen uns ein Stück nach und verschwanden irgendwann wieder. Unseren ganzen Weg entlang begegneten wir immer wieder zwei Jungen, die uns mit Fahrrad begleiten zu schienen. Mal überholten sie uns, mal warteten sie auf uns und taten so als warteten sie auf wen anders und mal kamen sie aus einer Seitengasse. Wir waren wohl wirklich interessant. Gleichzeitig war es für uns interessant die arme Seite Kundapurs zu sehen. Denn den Weg, den wir einschlugen, war eine matschige Straße durch ein armes Wohngebiet.
Wir ahnten nichts gutes...


...und mussten eine Regenpause einlegen.



Eine von Fischern gebaute Brücke, die allerdings irgendwann vom Wetter gezeichnet ist und irgendwann im nichts endet.

Nach einer Regenpause, einem mehrere Kilometer langen Marsch und etlichen durchbohrenden Blicken waren wir froh wieder eine Straße zu finden, die ins Stadtzentrum führte. Der Samstagsspaziergang war anstrengend und aufregend, aber sein Erlebnis wert.
Irgendwann verließ der Weg den Fluss und begleitete ab nun einen Flussarm mit Mangrovenbäumen.
Dieser Flussarm war ziemlich verschmutzt und teilweise von einer dicken Modder- und Mülldecke überzogen.

Zehnfacher Totschlag, fünffacher Mord und trotzdem nicht verurteilt


So kann's kommen in Indien, wenn man sein Moskitonetz nicht richtig spannt. Ich habe mir vor der Ausreise vorsorglich ein Moskitonetz zugelegt, weil es in Indien gerade in der Regenzeit viele Moskitos geben soll. Am ersten Tag habe ich es aufgehängt und mich drunter gelegt. In der Nacht wurde ich totgestochen, weil das Netz quasi auf meiner Haut auflag.
Am zweiten Tag meinte ich aus meinem Fehler gelernt zu haben und spannte alle vier Enden, sodass ich genug Platz zum Schlafen, Wälzen und Wühlen darunter hatte. In der Nacht wurde ich wieder totgestochen. Ich konnte es nicht fassen und bin nicht wieder eingeschlafen. Als es hell wurde sah ich ca. 15 Feinde über mir schweben. Wutentbrannt schlug ich zu und wollte Blut sehen. Es war mein eigenes, das mir im Schlaf gestohlen wurde. Denn an der einen Seite lag das Netz nicht ganz auf dem Boden. Die Moskitos haben diesen ca. 1 cm breiten Schlitz gnadenlos ausgenutzt und mich damit zum Ausrasten gebracht. 
Mordwaffe
 
Am dritten Tag waren Daniel gewappnet gegen den nächtlichen Überfall: Wir stöpselten ein kleines Gerät in die Steckdose, das einen Duft versprühte, der die Moskitos tötet. Zudem habe ich mein pyramidial gespanntes Moskitonetz an allen Seiten mit Gegenständen beschwert. Es war perfekt für meinen Schlaf.


Donnerstag, 18. August 2011

Mein Projekt = Meine Arbeit für dieses Jahr





Caro, ich, Maria, Martin, Manjulla(v.l.n.r.)
Mein Projekt heißt Eco-Tourism und ist direkt in Kundapur stationiert. In dem Projekt versuchen wir Tourismus in und um Kundapur herum aufzubauen. Wir arbeiten mit Einheimischen zusammen und binden sie in das Tourismusangebot ein. Dabei achten wir darauf, dass das was wir organisieren umweltverträglich ist und versuchen darüber hinaus einen schonenden Umgang mit der Umwelt zu vermitteln.
Das sollte als trockene Definition erstmal reichen. Ich arbeite mit Maria aus Schweden und Martin aus Frankreich zusammen. Mir gefällt das, denn so müssen wir uns zwangsweise auf Englisch unterhalten und ich bin nicht in einer rein deutschen Runde. Martin bleibt bis Oktober, Maria bleibt bis Dezember und ich bleibe bis Juli. Ob später noch andere Freiwillige zu meinem Projekt hinzustoßen weiß ich nicht. Ich fände es ganz schön. Uns betreut Shankar. Er hilft uns in unseren Aufgaben und stet uns als Übersetzer zur Seite. Wir arbeiten im kleinen FSL-Office direkt in Kundapur. Hier gibt es, solange der Strom da ist, Internetzugänge und Computer. Außerdem haben wir hier eine Toilette, eine kleine Küche, jede Menge Projektunterlagen und sogar eine kleine Bücherei mit Büchern, die vorherige Freiwillige hiergelassen haben. Und so wie es bisher aussieht, fange ich hier das Lesen wieder an. 
Wenn man das Büro betritt zieht man sich als erstes seine Schuhe aus.

In dem kleinen FSL Büro arbeiten auch noch zwei weitere Projekte: Eco-Tourism, das sind Lisa, Caro und Kathja aus Deutschland und Sea Turtle Protection. Das ist mein slowakischer Gastbruder Daniel. 
kleines FSL Büro
 
Bisher haben wir eine Brochure entworfen, die Kundapur und Umgebung bewerben soll und viele interessante Plätze zeigt. Zurzeit arbeiten wir an einem Calender, auf dem man alle kulturellen Feste in der Umgebung ablesen kann. Die Arbeit ist nicht sehr anstrengend. Manchmal fahren wir auch raus und gucken uns irgendwelche Plätze an, sprechen mit den Menschen oder planen neue Vorhaben. Ansonsten arbeiten wir viel am Computer; wir designen Brochuren, Infozettel, Postkarten, etc. Es bedarf meist einige Anstrengung alle Meinungen unter einen Tisch zu bekommen, aber das schult wenigstens die Teamfähigkeit. Im Groben und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit meinem Projekt, obwohl ich sagen muss, dass es mich wohl nicht so herausfordern wird, wie ein Job als Lehrerassistenz in einer Schule.
Kleiner Snack zwischendurch: Ein Granatapfel

Und das sehe ich, wenn ich Feierabend habe und das Büro verlasse.

Eau de Toilette


normale indische Toilette

In Indien gibt es kein Klopapier. Man reinigt sich nach dem Toilettengang mit Wasser und der linken Hand den Unterleib. Deshalb isst man auch nur mit rechten Hand und deshalb ist ein Handschlag mit links auch eine Beleidigung.Wo sonst der Klopapierhalter hängt, guckt in Indien ein Wasserhahn aus der Wand. Da drunter steht meistens ein Großer Eimer und so etwas wie eine kleiner Schöpfbecher aus Plastik. Das ist zwar nicht so komfortabel wie in Europa, dafür aber hygienischer. Jedoch sollte man sich immer Duschgel oder Seife mitnehmen, um sich danach die Hände gründlich reinigen zu können.

We Are Family!



Während unserer Orientation mit FSL haben wir unter anderem zwei Gastfamilien besucht. Wie es der Zufall wollte war die eine davon meine und die andere Niko's. Als ich am Sonntag dort ankam war es also keine Überraschung mehr für mich und die Aufregung war dementsprechend gering. 
Beejadi, meine Bushaltestelle
 
Das nächste Jahr werde ich mit Prathiba(26), meiner Gastmutter, Suri(30), meinem Gastvater und Spoorthi(2), meiner kleinen Gastschwester leben. Prathiba arbeitet zurzeit nicht, weil sie sich den ganzen Tag um Spoorthi kümmern muss und nebenbei den Haushalt regeln kann. Ansonsten arbeitet sie als eine Art Stylisten und kümmert sich um traditionelle indische Kleidung, Frisuren und Körperschmuck. Suri ist Rikschafahrer. Er transportiert alle möglichen Materialien. Und Spoorthi ist der biologische Wecker und Aufmerksamkeitsmagnet des Hauses. Oft ist auch meine Gastoma da um im Haushalt zu helfen.
Dazu kommt mein 35jähriger Gastbruder Daniel aus der Slovakei. Er ist ein ganz schöner Schrank, macht seit 16 Jahren Body-Building und spielt seit seiner Kindheit Eishockey. Am Anfang dachte ich, dass ich mich nicht gut mit ihm verstehen würde. Doch mittlerweile kommen wir gut miteinander aus, verstehen uns und machen unsere Späße miteinander. Ich kann ihn zum Beispiel immer damit aufziehen, dass er eine Puppenschau machen muss. Er meint, wenn er das in slowakien seinen Teamkollegen erzählt, kann er sich eine neue Mannschaft suchen.
Happy Daniel in the rain

Mit meinen Gasteltern verstehe ich mich soweit ganz prima und mit Prathiba kann ich mich sehr gut auf Englisch unterhalten. Suri kann nicht so gut Englisch, aber wir versuchen auf Englisch und Kannada zu reden. In den nächsten Monaten will ich unbedingt mehr Kannada lernen um mich mit den Menschen aus Kundapur besser verständigen zu können. Denn hier können nur ca. 57% der Menschen lesen und schreiben und dem entsprechend wenige Leute gut Englisch sprechen. Trotzdem werde ich gerade von jüngeren Leuten immer wieder angesprochen, woher ich denn komme und was ich in Kundapur mache. Wenn man dann mit ein bisschen Kannada antwortet freuen sich die meisten Leute sehr und sind meist bereit sich mit einem zu unterhalten. Gerade in den ersten Tagen wurden wir von allen Seiten angestarrt. Mittlerweile, so scheint es mir, ist das schon weniger geworden oder ich habe mich einfach daran gewöhnt, ich weiß es nicht.
Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, bin ich meistens kaputt. Trotzdem versuche ich viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Das geht in Indien am besten vor dem Fernseher, so blöd sich das anhört. Ich setze mich dazu und bei einer Soap oder einem Film, kommt man so ins Gespräch.
Das Haus in dem wir wohnen ist gemütlich; es ist nicht so groß, hat aber alles was man braucht. In unserem Zimmer gibt es sogar eine Karte von Indien und viele deutsche und englische Bücher von vorherigen Freiwilligen.

Freitag, 12. August 2011

Orientation-Week in Kundapur

Hier wurden wir rausgelassen...
...und waren trotz Schlaf geschafft von der langen Fahrt.
Am nächsten Morgen kamen wir in einer Kleinstadt an und standen erst einmal auf dem Schlauch. Nachdem zwei mutige Pioniere unserer Gruppe sich per Rikscha auf zum FSL Büro machten, wussten wir, wie es weitergeht. Wir warteten im Hotel Sharon, dem wohl besten Hotel in ganz Kundapur auf weitere Anweisungen. Shanti shanti = immer schön locker und langsam. Gegen Mittag wurden wir abgeholt und ins "Julie-Yo International Hotel" gebracht. Dort blieben wir für die nächste Woche und hatten unsere Einführungswoche mit FSL. Zu unserer Gruppe "deutscher Kartoffeln", wie wir uns selbst gerne nannten, stießen noch weitere Freiwillige aus aller Welt hinzu. Aus Japan,Hongkong, Österreich, Spanien, Frankreich, Belgien, Schweden, Slowakei und Italien. Das führte dazu, dass wir immer häufiger Englisch anstatt Deutsch sprachen. Es war eine lustige Woche, in der wir tagsüber Sprachunterricht und Verhaltensregeln lernten und nachts auf den Balkonen international lachten.
Diese Woche bezeichne ich gerne als soften Einstieg in das Freiwilligenjahr: Noch waren wir alle zusammen und quasi noch gar nicht in unseren Gastfamilien. Essen mit der Hand, Moskitos totschlagen und die ersten Fetzen Kannada sprechen haben wir alles noch zusammen ausprobiert. Nach tollen sechs Tagen wurde es dann aber richtig ernst und wir kamen in unsere Gastfamilien. Manche mussten über 24 Stunden an die Ostküste fahren. Ich fuhr einen Kilometer mit der Rikscha und war da. Ein bisschen außerhalb Kundapurs lag das etwas ruhigere Beejari. Zwischen Reisfeldern und Kokuspalmen fand ich das Haus meiner Gastfamile: Mein zukünftiges Zuhause.
Ausblick aus meinem Hotelzimmer

Die Shivastatue in Kundapura

Meine männliche Hennabemalung

Frühstück im Gruppenraum

Indische Begrüßung

Strahlemann

die gesamten FSL-Freiwilligen

Die erste Nacht und der erste Tag

Wir kamen unten rein, unser Gepäck oben drauf
In der Nacht zum Sonntag den 31.6. sind wir am Flughafen Bangalore angekommen. FSL, die indische Partnerorganisation von AFS hat uns für 4 Stunden Schlaf in ein Hotel gebracht. Obwohl ich mit dem schlimmsten gerechnet habe, war das ein ganz schöner Schocker! Im Fahrstuhl habe ich mir noch aus Spaß vorgestellt, dass mir Zomies begegnen würden, sobald sich die Tür öffnet. Als sie sich geöffnet hat, lagen links und rechts auf dem Gang wirklich Menschen und haben auf dem Boden geschlafen.
Unser Zimmer war bescheiden und mit unserer Ankunft haben wir wohl ein paar Kakarlaken geweckt. Die ersten großen Fragen waren: Wäscht man sich mit dem Leitungswasser die Zähne oder nicht? Und funktioniert Stahler auch wirklich, der das Leitungswasser angeblich trinkbar macht? Wie ängstlich wir waren. Aber zu Recht, schließlich wurden wir vor unserer Ausreise oft genug vor dem schlechten Leitungswasser gewarnt. Nachdem der erste das angeblich gereinigte Wasser getrunken hatte, zogen die anderen nach. Wir haben bloß gehofft, das wir die Anreise zum Projekt ohne Durchfall überstehen. Einmal dort angekommen, wär es nur halb so schlimm.

Hotelbadezimmer

Der nächste Tag in Bangalore war sehr stressig. Bei Tag hat einen die Wucht des chaotischen Verkehrs mitten ins Gesicht getroffen. Jeder überholt und hupt wie er will. Der schnellste und dreisteste gewinnt. Ganz nach dem Motto: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Bei Tag konnte man alles sehen und riechen, was einem bisher verborgen blieb: Die Kanalisation direkt unter/neben dem Gehweg, all die kleinen Straßenverkäufer und den Smog, der vom Verkehr in der Luft stand. Wir waren meistens in der Gruppe unterwegs und haben uns ein Pferderennen und den "Lalbagh" botanischen Garten angeguckt. Überall wurden wir angestarrt und angelächelt, aber daran sollten wir uns gewöhnen, denn das würde sich auch in Kundapur nicht ändern. Oft wurden wir von wildfremden Menschen gefragt, wo wir herkämen und ob man ein Foto mit uns machen könne. Freundlich wie wir waren sagten wir natürlich nicht nein.
eine relativ lehre Kreuzung
Eine Familie passt locker auf einen Roller


Die Kanalisation direkt unter dem Gehweg stinkt an manchen Stellen zum Himmel

Pferderennen

Spaß in der Rikscha...

...bei rasanter Fahrt


Willkommen im botanischen Garten Lalbagh

Hügel im botanischen Garten

Farbenfroh am Riesenbaum


Am Abend ging es per Bus nach Kundapur. Trotz des indischen Verkehrs und den schlechten Straßen hat mich mein Schlaf überrumpelt. Erst zur frühen Morgenstunde bin ich wieder aufgewacht. Der Bus ist sehr kurvig gefahren und hat oft gebremst und beschleunigt. Als ich nach draußen geguckt habe, habe ich nur noch grünen Dschungel und ein kleines bisschen Straße gesehen. Denn um von Bangalore nach Kundapur zu kommen, muss man ein sehr waldiges Bergland passieren. Es war ziemlich nebelig und der Dampf ist nur so von den Berghängen aufgestiegen.